foto: martin g. baumgartner
Am 17. März 1945 in Wegscheid geboren, wuchs Josef Hofer im nördlichen Oberöster- reich, unweit des Euthanasie-Schlosses Hartheim und dem Konzentrationslager Maut-hausen auf. Sein Schicksal ist vom politischen Umfeld der NS-Zeit und der darauf fol- genden 10jährigen russischen Besatzungszeit stark geprägt. Die Angst der Eltern vor Verfolgung und Vernichtung steckte tief und sie isolierten ihren gehörlosen und darüber hinaus noch mehrfach behinderten Sohn fast 40 Jahre lang völlig von seiner Umgebung.
Die Autarkie, in die sich Josef Hofer zeitlebens zurückzog, prägt sein Werk. In seinen zeichnerischen Anfängen setzte er sich mit ihn beeindruckenden Gegenständen aus seinem Umfeld auseinander, wie landwirtschaftlichen Geräten oder Baumaschinen. Im Laufe seiner Entwicklung beschäftigte er sich aber immer mehr mit sich selbst, seinem Körper, seiner Kleidung, seinen Toiletteartikeln. So trifft man auch in seinem Alltag beides an: einerseits das Spiel mit Traktoren und Playmobilfiguren; sein Zimmer im Wohnhaus in Ried/i.I. ist voll von Plastik-Baumaschinen und landwirtschaftlichen Geräten.
Andererseits beschäftigt er sich intensiv mit seinem Körper. Ein wichtiger Bestandteil ist sein Spiegel, den man mit Holztüren verschließen kann. Josef Hofer will nicht, dass man ihn aufhängt. Er lehnt in seinem Zimmer an einem Kasten. Dieser Spiegel ist zum DU für Hofer geworden, mit ihm korrespondiert er, vor ihm produziert, ja prostituiert er sich. Zahlreiche seiner ausschließlich männlichen erotischen Zeichnungen zeigen daher abgeschnittene Körperpartien. Der Künstler gibt wieder, was er in seinem Spiegel sieht. Obgleich seine Werke von hoher Intimität geprägt sind, provoziert er mit dieser „graphischen Masturbation“ ungewollt den Betrachter seiner Bilder. Hofer zeichnet seine Erotika mit großer Gelassenheit und vielleicht beeindrucken sie gerade durch ihre nüchterne Sachlichkeit. Hofer stellt eben die natürlichste, alltäglichste Sache der Welt dar und bricht dennoch ein noch immer bestehendes Tabu, das der bildlichen Darstellung der männlichen Sexualität.
Hofer schafft seine Blätter nicht für Publikum, er entzieht sich jeder herrschenden kulturellen Vereinnahmung. Er lebt wirklich die „Freiheit der Kunst“, frei von jedem sozialen und kulturellen Druck, frei von jeder Konvention. Er ist quasi ein Dissident.
Elisabeth Telsnig
Read an interview with Dr. Elisabeth Telsnig by James Brett - founder of the Museum of Everything
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