Nachdem ich 1980 als Tochter einer alleinerziehenden jungen Mutter in Feldbach geboren wurde wuchs ich sowohl bei meiner Mutter als auch bei meiner Großmutter auf, die beide Pädagoginnen sind. Während meine Mutter noch studierte, arbeitete meine Großmutter als Logopädin und Sonderschullehrerin bereits als Künstlerin und Kunstinteressierte mit ihren Schülern an Malprojekten und förderte auch uns, ihre Enkel, immer in unserer Kreativität. In den vielen Stunden im Haus unserer Großmutter wurde uns jedes erdenkliche Bastel- und Malmaterial zur Verfügung gestellt und durch die unkonventionelle Unterstützung unserer Großmutter keine kreativen Grenzen gesetzt.
So deckt meine Kreativität bis zum heutigen Tage ein großes Spektrum ab, sei dies nun in der Acryl- Öl- oder Aquarellmalerei, in der Näherei, im Backen von Motivtorten, beim Erstellen von Schokoladebildern bis hin zum Herstellen von Spielzeug oder Alltagsgegenständen. Ich glaube, dass auch meine ständigen finanziellen Engpässe mich zu der kreativen Person gemacht haben, die ich bin, denn Not macht bekanntlich erfinderisch und ich lernte schnell aus wenig viel zu machen, Dinge zu recyceln und Einkäufe im Künstlerbedarf zu meiden.
Während nahezu meine gesamte, große Verwandtschaft bereits beruflich im sozialen und/oder künstlerischen Sektor tätig war, wusste ich lange Zeit nicht, was ich wirklich von meinem beruflichen Leben wollte. Ich war stets auf meine Freizeit, in der ich kreativ tätig war und mich mit meinen Tieren befasste, fokussiert, dem beruflichen Werdegang gab ich in meinem Leben einen geringeren Stellenwert, Arbeit war mehr ein Mittel zum Zweck.
2002 begann ich, eigentlich durch Zufall, im Behindertenbereich zu arbeiten und entdeckte sofort die Liebe zu dem Beruf. Etwa zeitgleich begann ich im privaten Rahmen Kreativworkshops für Kinder in der Nachbarschaft zu organisieren und bereits damals zeichnete sich für mich ab, dass die kreative Arbeit im Sozialbereich mich erfüllen würde.
Wenige Jahre darauf verschlug es mich aus privaten Gründen nach Spanien, wo ich mir fernab meiner Verwandtschaft erst den Wert meiner Kreativität bewusst wurde. 2007 kam dort auch mein Sohn Benjamin zur Welt und meinen Experimenten stand nichts mehr im Weg. Ich begann mich mit entsprechender Literatur zu befassen und bot Benjamin das, was mir als Kind geboten wurde. Bis jetzt ist unsere gemeinsame Kreativität nicht nur ein bloßes Gestalten und eine Möglichkeit zum Ausdruck von Gefühlen sondern auch ein starkes Band, das uns fest zusammenhält.
Seit 2011 erfülle ich mir den Wunsch einer Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin mit Behindertenbegleitung um meinen Traumberuf, das Malen mit Menschen mit Beeinträchtigung ausüben zu können. Derzeit bin ich in meinem Langzeitpraktikum im Malatelier „Randkunst“ der Lebenshilfe Graz wo ich mit einem Kunden, Moritz Mittelbach, an meinem Fachprojekt arbeite. Dieses besteht unter anderem darin, den jungen Herren in der Entwicklung seines persönlichen Stils, seiner Malaktivität und im Umgang mit unterschiedlichen Techniken zu fördern. Die Fortschritte des jungen Künstlers sind beeindruckend, und es wäre mein Ziel und ein schöner Höhepunkt und große Freude für ihn, dieses Projekt mit einer Vernissage abschließen zu können.