Pierre Avezard, taubstumm, auf einem Auge blind, klein und mager, war Zeit seines Lebens Kuhhirte und später Holzfäller auf einem Bauernhof im französischen Departement Loiret. Ab 1937 beginnt er, im Stall des Bauernhofs sein Karussell (manège) aufzubauen, was ihm nicht nur erlaubte, besonders brave Kühe mit Rüben zu belohnen, sondern ihn auch vor den Schlägen und derben Späßen der Kollegen schützte, da er sich sein Bett einfach unter einem Balken aufhängte.
1955 baut er sich dann ein Lehmhaus. Auf einem Fleckchen erde mit einem Häuschen, das er von seinem Arbeitgeber erhalten hat, errichtet er einen 23 Meter hohen Eiffelturm aus Holz. Als sich immer mehr Karussells und bewegliche Figuren dazugesellen, kommen schließlich auch mehr und mehr Besucher. 1970 umfasst das inzwischen von einem Elektromotor angetriebene Werk mehr als hundert bemalte Figuren aus gestanztem Metall, verbunden durch eine mechanische Fernsteuerung, die Petit Pierre aus seiner Kabine mit einer gewissen Bosheit bedient: Wasserstrahlen auf allzu neugierige Besucher, Trommelschläge auf Blechdächer usw. (...)
Nach einem ersten Schlaganfall, der zur halbseitigen Lähmung führt, begibt sich Petit Pierre weiterhin jeden Sonntag zu seinem Karussell, um es in Bewegung zu setzen und um die immer zahlreicheren Zuschauer zu empfangen. 1982 gelingt es einem eigens gegründeten Verein zu verhindern, dass das Karussell durch den Bau einer Autobahn zerstört wird. (...) Doch da das Kulturministerium nicht die nötigen Mittel zur Verfügung stellt, verfällt das Karussell langsam und wird von den Kindern des Viertels geplündert. Mit der Unterstützung einer Unzahl von Freiwilligen gelingt es Alain und Caroline Bourbonnais, das Karussell vollständig abzubauen, zu versetzen und zu restaurieren. Inzwischen ist es im Park La Fabuloserie in voller Funktion zu bewundern.