Als Sohn einer unverheirateten Mutter am 26. Juli 1919 in Blandain, einer kleinen belgischen Ortschaft in unmittelbarer Nähe zur französischen Grenze geboren, war Paul Duhem die Schande der Familie. Abgelehnt von seinem Grossvater, der ihn nur als „Sünde“ sah, hatte er auch eine schwierige Beziehung zu seinem Stiefvater. Einige Zeit besuchte er die Schule, gerade lange genug, um lesen und schreiben zu lernen.
Mit dreizehn Jahren verliess er die Schule, um auf den Bauernhöfen rund um Tournai zu arbeiten. Als 1939 der Krieg ausbrach, wurden die Lebensbedingungen im nördlichen Departement Frankreichs und in Belgien grässlich. 1943 ging Paul nach Deutschland um zu arbeiten. Zwei Jahre legte er Schienen in ganz Deutschland, er lebt die ganze Zeit in einem Waggon, zusammen mit seinen leidenden Arbeitskollegen.
Nach dem Krieg wurde er zu Hause als Kollaborateur verhaftet. Während der Haft entdeckte man, dass Paul nicht voll zurechnungsfähig war, worauf hin er in das psychiatrische Spital „Les Marronniers“ in Tournai verlegt wurde.
Da das Land unter Arbeitskräftemangel litt und die Landwirtschaft der Gegend Landarbeiter benötigte, wurde Paul entlassen. In dieser Zeit traf er auf anständige Bauern, aber auch auf einige skrupellose Arbeitgeber, die nicht scheuten ihn auszunützen, manchmal zwangen sie ihn sogar, mit den Tieren in den Ställen zu schlafen.
1978 kam Paul in das Zentrum La Pommeraie in Ellignies-Sainte-Anne, wo geistig behinderte Erwachsene aufgenommen werden. Endlich kümmerte sich jemand um ihn; jahrelang arbeitete er in der Gärtnerei. Sein Leben wurde ein „langer ruhiger Fluss“ bis 1990, als er siebzig Jahre alt wurde. Abgearbeitet und müde stiess er sich an den jüngeren Generationen, er wurde jähzornig und wollte das Zentrum verlassen, um in einem Pensionistenheim zu leben. 1990 war das Jahr, als ich Paul zu ersten Mal traf. Für zehn Jahre kreuzten sich unsere täglichen Lebenswege. Paul starb am 21. September 1999.